Kein Tag wie der Andere

Fröhlich lassen wir uns mit einem Drink in die behäbigen Sitzpolster fallen. Unser Trip ist ein voller Erfolg, 

niemals hätte ich gedacht, dass Herumreisen und Zeit verprassen ein solcher Spaß sein kann. Schöne Momente, überraschende Erlebnisse, besondere Eindrücke wechseln sich ab. Von Absteige bis Luxus ist alles möglich. 

So auch heute: Wir wandern an einem Hippie Quartier in den Bäumen vorbei in ein Tal Richtung Meer. Wald, der sich in eine archäologische Steinlandschaft verwandelt, um dann wieder grüner zu werden. Ein Fluss liegt scheinbar unüberwindbar vor uns, wir finden flussaufwärts einen Übergang. Nicht dass ich es liebe, über eine Hängebrücke zu wanken. Es erfordert von uns allen Mut, hinüberzugehen. Schritt für Schritt gibt sie nach und federt, unsere Hände dürfen sich nicht auf die Handseile stützen, sie müssen locker durch die Hand gleiten. Wir tasten uns gemeinsam vorwärts, nicht unbedingt schlau, verdoppeln wir so die Schwingungen, ich immer einen Schrei im Hals, der jederzeit aus mir herausbrechen kann. 

Glücklich auf der gegenüberliegenden Seite angekommen folgen wir einem Pfad und stehen bald vor einem Tor. Ein großgewachsener sehr formell gekleideter Mann fragt nach unseren Wünschen. Wir, verstaubt, mehr als salopp gekleidet, verschwitzt und sonnenverbrannt, werden mit stiller Würde empfangen und erhalten Einlass in einen Garten Eden. Weiße Pfauen schreiten durch die Zimmer, in der üppig grünen Oase, einem faszinierenden Garten mit friedlichen Tieren, erwarten uns Hängematten und Sitzgruppen im „very british“ Look. Sachtes Rauschen lockt uns an den weißen, langen, unberührt wirkenden Sandstrand, das türkisblaue Meer glitzert und funkelt. Den Schmutz der letzten Tage abgelegt, genießen wir die letzten Stunden des Tages und erleben einen Sonnenuntergang in all seiner Pracht und Farbigkeit, gleich einer spektakulären Inszenierung. Nur dass die Sonne nicht in Zeitlupe, sondern in Rekordgeschwindigkeit im Meer versinkt. Die Dunkelheit senkt sich über uns - wir sind im Paradies.


Ich folge der wunderbaren Schreibeinladung für die Textwochen 40/41.22:

Die Wortspende für die Textwochen 40/41 des Jahres 2022 stammt von Werner Kastens mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten. Sie lautet:

Zeitlupe
behäbig
verprassen

auf Irgendwas ist immer.

Die Spielregeln sind: Drei Begriffe in maximal 3oo Wörter zu verpacken, die Textart ist egal.


Weitere Beiträge

Texte und Bilder sind eine große Faszination für mich. Hier gibt es mehr davon.

Mehr zu Sonnenuntergängen - Der Sonnenuntergang, eine Selbstversuch

Die Stimmungstafeln sind eine kleine Lockerungsübung mit Motiv, Text und Farbe zu spielen.


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Kommentare: 3
  • #1

    Christiane (Samstag, 15 Oktober 2022 17:36)

    Liebe Doro, ich traue mich fast gar nicht zu fragen, ob das real ist ... es liest sich echt schön. Ich habe noch nie eine Brücke wie von dir geschildert überquert, ich frage mich unwillkürlich, ob ich es könnte.
    Ach, Sonnenuntergänge, Freunde, Drinks ... das Leben kann schon sehr schön sein.
    Liebe Grüße und vielen herzlichen Dank für die Etüde! �️�☕�

  • #2

    Doro (Samstag, 15 Oktober 2022 18:50)

    Liebe Christiane, doch doch ganz viele Jahre sind vergangen und ich habe die Bilder vor mir als wäre es gestern.. Dass ich das einmal sage - Lach. Die Sonnenuntergangserfahrung der letzten Wochen und das Wort Zeitlupe haben mich diese Zeitreise machen lassen. Dank Werner und Dir :-)
    LG Doro

  • #3

    Werner Kastens (Sonntag, 16 Oktober 2022 12:33)

    Das ist schon eine verdammte Überwindung, über solch eine Hängebrücke zu gehen, denn es schwankt unaufhörlich. Habe es selbst einmal so un Nicaragua erlebt. Aber leider dort nicht den Eingang ins Paradies gefunden.

    Schöne Real-und-wieder-Traum-Geschichte.