Rosen für mich

Noch träume ich davon, die glitzernde Oberfläche zu berühren, weide mich mit all meinen Sinnen an dem, was vor mir liegt. 

Ein wenig dumpf grün, erdig steigt der Duft des mich lockenden Nass zu mir hoch. Mich an der schmalen Kante mit den Füßen balancierend, weiß ich nicht, ob alle Erinnerungen dem gerecht werden, was ich zu erleben erwarte.

In der Hoffnung, dass der Abstand zur Oberfläche ein nicht allzu tiefes Eintauchen ergibt, beginne ich innerlich zu zählen, „Eins, zwei drei, vier – bis wann möchte ich springen? – sieben, acht.“ ich schwanke mehr innerlich als auf dem Rand stehend. Noch einmal: „Eins, zwei, drei!“ Dunkelheit umfängt mich, der Atem stockt mir, die Kälte presst meine Brust zusammen, Wasser dringt in meine Ohren und Nase ein. Die Zeit bleibt stehen, sensibel horche ich in mich hinein, mein ganzes Sein steht im Vordergrund. Die Oberarme und Beinmuskulatur nehmen den Wasserdruck widerhallend wahr, etwas kribbelt auf der Haut am ganzen Körper, ich öffne die Augen und sehe feinen Perlen Luft, die an mir entlangleiten und von mir lassen, in die Höhe ziehen. Sie lenken meinen Blick hinauf zum hellen Rund. Ganz langsam hebe ich den Arm, weiß und bleich kommt mir meine Hand in diesem seltsam anmutenden Licht vor, welches von der Seite die Wasseroberfläche durchbricht und bis zu mir gelangt, spüre meine Finger nicht. 

Genießerisch langsam trete ich mit den Beinen, gleite aufwärts, durchbreche die Wasseroberfläche, atme tief ein. Die Glocke läutet, das Essen ist fertig. Ich bewege Beine und Arme, treibe, schwimme und ruhe mich aus. Keine Welle im faden weichen Wasser - ich hinterlasse keine Spuren. „Ob sie mich suchen?“ Ich atme aus und sinke langsam hinab in den weichen Grund, versäume das Licht der sinkenden Sonne als Wasser aus der Regentonne entnommen wird, um die Blumen zu tränken. Sanft ruhe ich zwischen Rosen.


Ich folge der wunderbaren Schreibeinladung für die Textwochen 38.39.22:

Die Wortspende für die Textwochen 38/39 des Jahres 2022 stammt von Ellen mit ihrem Blog nellindreams. Sie lautet:

Regentonne
sensibel
schwanken
.

auf Irgendwas geht immer.

Die Spielregeln sind: Drei Begriffe in maximal 3oo Wörter zu verpacken, die Textart ist egal.


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Bilder erzählen ihre eigenen Geschichten.

Die Stimmungstafeln sind eine kleine Lockerungsübung mit Motiv, Text und Farbe zu spielen.


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Kommentare: 4
  • #1

    Christiane (Samstag, 01 Oktober 2022 19:00)

    Wow, wie schön! Ein besonderer Text, den ich sofort ein zweites Mal gelesen habe. Und was für ein Schlusssatz!
    Vielen herzlichen Dank, wie schön, dass dein Text gerade noch so hereingeflutscht ist! :-D
    Abendgrüße! ����

  • #2

    Doro (Samstag, 01 Oktober 2022 19:51)

    Liebe Christiane,
    Herzlichen Dank für Dein Kompliment, das freut mich sehr. Ich grüß Dich sehr. LG Doro

  • #3

    Werner Kastens (Samstag, 01 Oktober 2022 23:44)

    Ehrlich gesagt verstehe ich den Schluss nicht. War es nur ein Gedankenspiel oder ist siw doch im Wasser geblieben, ohne Spuren zu hinterlassen?

  • #4

    Doro (Sonntag, 02 Oktober 2022 16:29)

    Lieber Werner,
    Danke der Nachfrage, ich weiß, es lässt viele Schlüsse zu um nicht zu sagen, alles und keinen, ist nicht alles möglich?
    Ich freu mich auch schon auf die Geschichte, die mir zu Deinen wunderbaren Worten hoffentlich entspringt. Liebe Sonntagsgrüße. Doro