abc-Etüden - Herbstlicht

Textwochen 47.48.20

Venedig im Herbstlicht. Die Hauswände leuchten 

in warmen Tönen. Mara breitet die Arme aus  und drehte sich im Kreis. Glücklich fühlt sie sich an diesem Morgen, an dem eine ganze Stadt zu ihren Füßen lag. Das ist kein Tag um griesgrämig in der Wohnung zu versauern. Schnell schließt sie das Fenster und eilt die zwei Stockwerke hinunter. Leichtfüßig läuft sie das schmale Gässchen einem Hinterhof gleich entlang zum Torbogen, um sogleich in das rege Treiben einzutauchen. Ein Strom Menschen zieht durch die Gassen und Sträßchen, zwischen San Marco und Rialtobrücke. Dieser Fluss, der gefühlt niemals bei Tag abreißt. Quell dieses Treibens sind die großen und die kleinen Schiffe, die Besucher in Massen in Venedig ausschütten.

Aber noch nicht einmal das kann Mara von ihrer guten Laune abbringen. Sie eilt die Brücken rauf und runter, genießt die wunderschönen Ansichten, die Farben an den Wänden, das Licht, die Wärme, die sie selbst auf ihrem Haar spürt. Das Leben pulsierte in Erwartung des schönen Tages. Gondoliere packen heiter blickend ihre Boote aus, die Verkäufer der Souvenirläden preisen laut rufend Masken, T-Shirts und Fächer an. Am Fischmarkt herrscht reges Treiben und neben den Besuchern erledigten Hausfrauen mit ihren Einkaufstrolleys  miteinander schwätzend den Einkauf. Kräuterbündel, Gemüse und Obst lassen Mara das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber heute ist ihr Ziel ein anderes.

Sie eilt fernab dem großen Treiben zu diesem kleinen Lädchen um sich dort umzusehen und zu stöbern. Die Schaufenster hatten sie die letzten Tage beim Vorbeischlendern fasziniert. Sie hatte da etwas gesehen, es geht ihr nicht aus dem Kopf. Eine Vase, so perfekt in der Form, so markant in der Farbe. Der bauchige Körper endet mit einem Schwung in der Öffnung. Sie muss sie haben. Mara ist sich sicher, heute ist der Tag, an dem die Suche ein Ende nimmt.

296 Wörter

Ich folge der wunderbaren Schreibeinladung für die Textwochen 47.48.20 / Die Wörter für die Textwochen 47/48 des Schreibjahres 2020 stiftete Ulli Gau mit ihrem Blog Café Weltenall. Sie lauten:

Quelle
griesgrämig
stöbern

auf Irgendwas geht immer.

Die Spielregeln sind: Drei Begriffe in maximal 3oo Wörter zu verpacken, die Textart ist egal.